RII – Der Ruf zur nächsten Schwelle

März 6, 2025 - Lesezeit: 2 Minuten

Mit dem Echo von TEX noch in meinem Inneren trat ich durch die Schwelle in den neunundzwanzigsten Aethyr, RII. Der Übergang war diesmal weniger sanft – es fühlte sich an, als würde eine Welle mich anheben und mit unaufhaltsamer Kraft nach vorne treiben. Das Licht um mich herum flimmerte in kühlen Goldtönen, als wäre die Luft selbst aus schwebendem Staub von brennendem Silber.

Ich stand in einer weiten Sphäre, und RII atmete mit einer Präsenz, die ich kaum begreifen konnte. Es war, als würde ich inmitten eines gewaltigen Stroms aus reiner Absicht stehen. Hier wurde nicht mehr gewartet oder geprüft – hier geschah das Erkennen.

Gestalten traten hervor, doch sie waren anders als jene in TEX. Ihre Körper bestanden aus Licht und Wind, aus dem Schatten des Unfassbaren. Sie waren weder drohend noch einladend, sondern reine Manifestationen einer höheren Ordnung. Eine Stimme – oder vielleicht viele – sprach durch mich hindurch: „Die Gnade des Himmels ist kein Geschenk, sondern ein Zustand. Kannst du ihn halten?“

Ich fühlte die Worte mehr, als dass ich sie hörte, und mit ihnen kam eine Erinnerung, die nicht meine eigene war. Bilder durchzogen mein Bewusstsein – uralte Tempel, flammende Tore, Wesen aus der Morgendämmerung der Zeit. Hier in RII berührte mein Geist die ersten Ströme dessen, was man als göttlichen Strom bezeichnen könnte. Es war kein ekstatisches Empfinden, sondern eine stille, allumfassende Erkenntnis, die nicht nach Worten verlangte.

Ich spürte, wie sich mein Wesen öffnete, wie RII durch mich hindurchfloss und jede unbewusste Barriere sanft, aber unaufhaltsam auflöste. Ich begriff: Dies war keine Belohnung, keine Enthüllung von Mysterien – es war ein Zustand, eine Frequenz, die nur wahrgenommen werden konnte, wenn der Reisende bereit war, sie zu tragen.

Plötzlich wurde ich von einer Strömung erfasst – ein Rückruf, eine sanfte Entlassung. RII stieß mich nicht fort, sondern ließ mich los, wie eine Welle, die sich zurückzieht und doch immer da bleibt. Das Licht verblasste, und mein Bewusstsein kehrte mit einer fast feierlichen Ruhe zurück.

Zurück in der Welt der Formen saß ich still und atmete. Ich war nicht mehr dieselbe, die aufgebrochen war. RII hatte mir nichts gegeben, und doch hatte ich etwas empfangen – oder besser: etwas erkannt, das immer schon da gewesen war.